Nabelschnurblut Lagerung (Nabelschnur Einlagerung)
Im Mutterleib ist das Leben des Babys abhängig von der Nabelschnur und der Plazenta. Die Plazenta sorgt für den Austausch von Sauerstoff und Nährstoffe zwischen Mutter und Baby. Dieses Organ wird nach der Geburt sofort aus der Gebärmutter ausgeschieden, da es seine Aufgabe erfüllt hat.
Das Blut zwischen Nabelschnur und Plazenta nach der Geburt nennt man Nabelschnurblut. Die Besonderheit des Blutes ist, dass es anders ist als das Blut, das sich in den Venen des Babys befindet. Dieses Blut beinhaltet blutbildende Stammzellen (stem cell). Die für die Stammzellenübertragung (Transplantation) verwendeten Stammzellen gibt es nicht nur in der Plazenta, sondern befindet sich auch im Knochenmark und im Blut unserer Arme (Peripheres Blut).
Die wichtigste Besonderheit der Stammzelle ist, die Fähigkeit sich in ein Gewebe oder Organ zu verwandeln, wenn sie sich in einem geeigneten Medium befindet.
Der Zweck der Einlagerung ist, eine Behandlungsmethode für Kinder, die in den nächsten Jahren eine schwere Krankheit haben können und der Verlauf der Krankheit sich mit der Zeit verschlimmern kann. Das nächste und wichtigste Ziel ist, mehrere Nabelschnurblutbanken zu öffnen, damit Personen je nach Gewebearten die geeigneten Stammzellen bekommen können. Natürlich mit dem Einverständnis der Besitzer der Stammzellen.
Was für eine Besonderheit hat das Nabelschnurblut?
Der flüssige Teil des Menschenblutes wird „Plasma“ genannt und hat drei Hauptzellen. Diese sind; rote Blutkörperchen (Erythrozyten), weiße Blutkörperchen (Leukozyten) und Blutgerinnungselemente (Blutplättchen, Thrombozyten)
Die Erythrozyten transportieren Sauerstoff und Kohlendioxid zwischen den Zellen, Leukozyten gewährleisten den Betrieb des Immunsystems, Thrombozyten (Blutplättchen) sind zusammen mit anderen Gerinnungsfaktoren für die Blutgerinnung zuständig.
Alle drei Zellengruppen befinden sich im Knochenmark und entstehen durch die Veränderung einer Zellenart, die Stammzelle genannt wird. Also haben die Stammzellen, die sich im Knochenmark befinden, die Fähigkeit jede Art von Blutzellen zu produzieren und diese Produktion persistiert.
Bei einer Kindheitsleukämie (Blutkrebs) oder manchen Blut- und Autoimmunerkrankungen kann das Knochenmark leider seine Aufgabe nicht erfüllen.
Andererseits werden die Stammzellen, während einer Chemotherapie und Radiotherapie einer Erkrankungsbehandlung, geschädigt. Je nach Krankheit und Behandlungsart ist bei manchen Patienten eine Knochenmarktransplantation unvermeidlich. Hier werden ein gesunder und ein geeigneter Knochenmark und Stammzellen vom Spender entnommen und dem Patienten transferiert. Dadurch wird erzielt, dass wieder neue gesunde Blutzellen produziert werden. Einen geeigneten Spender zu finden, auch zwischen Verwandten oder den eigenen Geschwistern ist schwierig und die Rate liegt bei 25 %.
Wie viele Arten von Stammzell-Transplantation gibt es?
Früher wurde die Stammzellentransplantation, „Knochenmarktransplantation“ genannt. Heute heißt der Prozess „Stammzellentransplantation“, das Knochenmark ist nur die Quelle der Stammzellen.
Es gibt drei verschiedene Arten der Stammzellentransplantation:
- 1. Allogene Transplantation: Gesammelte Stammzellen vom Spender.
- 2. Autologe Transplantation: Spender und Empfänger ist die gleiche Person
- 3. Syngene Transplantation: Spender ist der eineiige Zwilling.
Was ist der Vorteil einer Einlagerung des Nabelschnurblutes?
Das Ziel der Einlagerung ist; die Durchführung einer Behandlung mit den eigenen Stammzellen bei einer möglichen Erkrankung des Babys in den späteren Jahren. Dadurch muss man keinen geeigneten Spender suchen und auf diese Weise ist das Problem der Gewebeeignung nicht vorhanden.
Seit 1994 befinden sich auf den Nabelschnurblutbanken weltweit ca. insgesamt 160.000 autologe Nabelschnurblute. Allerdings wurden bisher nur zwei autologe Nabelschnurblute transplantiert. Bei der ersten Transplantation ist aufgrund einer Komplikation der Stammzellentransplantation (zu später Funktionsbeginn der Stammzellen) der Patient wegen einer Infektion gestorben. Die Behandlung des zweiten Patienten war erfolgreich.
Der Grund, warum die autologe Transplantation sehr gering ist, ist die geringe Wahrscheinlichkeit, dass das Baby in den späteren Jahren eine genetische Krankheit bekommt, dass mit den Stammzellen behandelt werden kann.
Der nächste und vielleicht wichtigste Grund der Einlagerung ist, der Aufbau von mehreren Nabelschnurblutbanken, von denen andere Personen von geeigneten Stammzellen Gebrauch machen können. Natürlich nur mit dem Einverständnis des Besitzers. (Allogene Transplantation)
Vielleicht werden nach einem gewissen Zeitraum die Nabelschnurblutbanken gegen die Knochenmarkbanken ersetzt.
Wie lang kann das Nabelschnurblut eingelagert werden?
Wenn sich das Körpergewicht steigert, steigt zugleich auch das Volumen des Körpers, daher wird die Anzahl der Stammzellen ungenügend sein für eine Behandlung. Nach den wissenschaftlichen Studien können die Stammzellen maximum 15 Jahre lang eingelagert werden, das wiederum heißt, dass ein Baby nur bis zu seiner Pubertät von den Stammzellen Gebrauch machen kann. Bei Personen die über 30–40 kg wiegen sind die Stammzellen wieder zu gering für eine Behandlung.
Wie wird das Nabelschnurblut entnommen?
Wenn man sich für eine Einlagerung entscheidet, muss einige Wochen vor der Geburt das Labor und der Arzt informiert werden, damit die nötigen Vorbereitungen getroffen werden können. Somit kann am Tag der Geburt alle nötigen technischen Ausrüstungen und Dokumente bereitgestellt werden.
Nachdem das Baby geboren wurde, wird die Nabelschnur gebunden und innerhalb von 10 Minuten wird das Blut mit einem speziellen System gesammelt.
Das von 40 bis 100 ml gesammelte Blut wird innerhalb von 36 Stunden in das Labor gebracht und hier werden die Stammzellen mit speziellen Methoden dialysiert und bei minus 193 Grad Celsius in Stickstofftanks eingefroren und aufbewahrt. Dieser Prozess kann bei normalen Geburten und bei Kaiserschnitten durchgeführt werden. Es ist einfach, nimmt nicht viel Zeit in Anspruch und ist für Mutter und Baby gefahrlos. Die eingefrorenen Zellen können dann je nach Bedarf aufgetaut und verwendet werden.
Für wen ist die Einlagerung des Nabelschnurblutes geeignet?
Es gibt zwei verschiedene Ansichten in Bezug auf diese neuen Anwendungen. Forscher verteidigen genau wie die American Academy of Pediatrics, dass eine Einlagerung nur dann gemacht werden sollte, wenn die Familie des Babys eine Krankheitsgeschichte hat, dass eine Stammzellentransplantation benötigt.
Angesichts der raschen Entwicklung der Stammzellen-Studien, empfehlen andere Forscher diese Alternative zu nutzen. Diese Meinung wird unterstützt, da die vorhandenen Stammzellen, die sich in Laboren befinden, in den späteren Jahren eventuell für andere verschiedene Behandlungen benutzt werden können.
Manche der heutigen Krankheiten, die mit dem Nabelschnurblut behandelt werden können:
- Kindheitsleukämie und Lymphome
- Thalassämien (Mittelmeeranämie) ***
- Aplastische Anämie (Mangel an Zell-Produktion im Knochenmark)
- Sichelzellenanämie
- AAT Thrombozytopenie
- Neuroblastom
*** Da Thalassämie eine angeborene Krankheit ist, kann das eigene Nabelschnurblut des Babys später nicht für das Baby selbst benutzt werden. Nur eine allogene Transplantation von einer gesunden Person kann das Baby mit der Thalassämie-Krankheit behandeln. Die Stammzellen einer gesunden Person können bei einer Geburt von dem Nabelschnurblut oder vom Knochenmark erhalten werden.
In Broschüren von manchen Nabelschnurblutbanken steht, dass durch das Blut der Nabelschnur auch erbliche Krankheiten wie Thalassämie=Mittelmeeranämie, Immunschwächen (Immunmangelsyndrom) oder eine Gruppe von erblichen metabolischen Krankheiten behandelt werden können. Doch Stammzellen eines Babys, das eine erbliche Krankheit hat, kann nicht für die Behandlung dieser Krankheit benutzt werden.
Die eingelagerten Nabelschnurblute, die während der Kindheit benutzt werden können, werden am meisten für die Behandlung der Kindheitsleukämie und Aplastische Anämie verwendet. Die Leukämie Krankheit, die im Jahr 5-mal von 100.000 beobachtet wird, kann fast nur mit einer Chemotherapie behandelt werden.
Wenn bei einem Kind wegen Leukämie eine Stammzellentransplantation durchgeführt werden soll und das eigene Nabelschnurblut eingelagert wurde, sollte trotzdem für den Erfolg als erste Alternative die geeigneten Stammzellen des Geschwisters oder von einem geeigneten Spender (Allogene Transplantation) transplantiert werden. (Quelle: Türkischer Verein für Hämatologie)
Nach all diesen Gründen ist die Ansicht, dass die Einlagerung der Nabelschnurblute keine „Lebensversicherung für das Baby“ ist, finanziell niemanden in Schwierigkeiten bringen soll und nicht als erlässlich gesehen werden soll, sie sollte bei speziellen Fällen eine Alternative sein.
Was kann in der Zukunft passieren?
So ähnlich wie die Produktion der Autoersatzteile, sollen die Stammzellen in der Zukunft helfen Organe wie: Herz, Leber, Pankreas, Gehirn und Körperteile wie Hand, Arm, Fuß zu bilden. Somit werden die Behandlungsmethoden bei Körperteilverlusten aufgrund von Unfällen, Diabetes, Leber- und Nierenversagen, Herzinsuffizienz, neurologisches Defizit, Parkinson-Krankheiten und Alzheimer-Krankheiten, sowie viele genetische Krankheiten und Krebsbehandlungen auf diese Weise verändert werden. In den späteren Jahren werden wir Ärzte uns bemühen, nicht die „Krankheiten“ zu behandeln, sondern die „Patienten“ zu behandeln. Doch für die Entwicklung dieser Prozesse brauchen wir noch sehr viel Zeit.